Finanzmärkte Schweiz und International

 

Coronavirus (COVID-19)

Als im Dezember 2019 erste Meldungen über ein neu entdecktes Virus in China weltweit die Runde machten, wurden diesen noch wenig Beachtung geschenkt. Auch als die Ansteckungen in China anfangs 2020 rasant in die Höhe schnellten und ganze Städte abgeriegelt wurden, hielt sich die Unruhe bei uns und an den Aktienmärkten in engen Grenzen. Erst als die Zahlen der Infizierten und Todesfälle in Italien ab Mitte Februar stark anstiegen, machte sich auch in Europa eine sehr grosse Verunsicherung breit und zwang die Regierungen zu drastischen Massnahmen (z. B. Ausgangssperren, Schulschliessungen, Reisebeschränkungen, Gewerbeverbote etc.).
Unser Leben hat sich in Kürze so dramatisch verändert, wie wir dies nie für möglich gehalten hätten. Niemand konnte sich einen solch starken Eingriff ins tägliche Leben und in die Wirtschaft vorstellen oder hat dies je erlebt. Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht abschätzbar und die weitere Entwicklung wird davon abhängen, wann wir wieder zum vorher gekannten Leben zurückkehren können. Selbst die Experten sind sich dar-über uneins, ob dies in Wochen oder erst in Monaten der Fall sein wird. Jedenfalls sind die wirtschaftlichen Schäden, welche diese notwendigen Massnahmen ausgelöst haben, verheerend.

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Massnahmen der Notenbanken

In Anbetracht der ausserordentlichen Situation haben einige Regierungen mit noch nie dagewesenen Konjunkturstützungsmassnahmen reagiert. Als Beispiele seien hier die US-Regierung erwähnt, welche ein Paket mit einem Volumen von USD 2 Billionen verabschiedet hat und in der EU dürften die Regierungen Wirtschaftshilfen von total rund EUR 1 Billion in Aussicht gestellt haben. Mit dem Problem der dadurch weiter steigenden Staatsverschuldung, welche in vielen Ländern schon vor der Krise auf Höchstständen war, wird man sich erst irgendwann in der Zukunft beschäftigen (müssen).

Nachstehend eine kurze Übersicht über die Massnahmen (welche deutlich über denjenigen in der Finanzkrise von 2008/2009 liegen) der drei für uns wichtigsten Notenbanken:

USA

Anfangs März senkte die amerikanische Notenbank (FED) überraschend den Leitzins um 0.5 % auf noch 1 – 1.25 %. Diese Senkung wurde von Beobachtern als Panikreaktion bezeichnet und auch die Aktienmärkte reagierten darauf stark negativ. Trotzdem wurde der Leitzins keine zwei Wochen später um ein weiteres Prozent auf noch 0 – 0.25 % reduziert. Gleichzeitig wurde der Kauf von Staatsanleihen und Hypothekarpapieren im Umfang von USD 700 Mrd. angekündigt. Nur wenige Tage später wurde diese Limite fallen gelassen und es werden bis auf weiteres Papiere in unlimitierter Höhe aufgekauft. Allein in der letzten Woche März dürfte das FED Papiere im Wert von USD 600 Mrd. aufgekauft haben.

EU

Die Europäische Zentralbank (EZB) liess den Leitzins, zur Enttäuschung einiger Marktteilnehmer, unverändert bei -0.5 %. Allerdings hat auch sie Anleihenkäufe von zusätzlich EUR 870 Mrd. bis Ende Jahr beschlossen. Bereits bisher wurden monatlich Anleihen für EUR 20 Mrd. gekauft. Es werden nicht nur Staatsanleihen erworben, sondern neu auch Unternehmensanleihen. 

Schweiz

Im Gegensatz zu anderen Notenbanken überliess die Schweizerische Nationalbank (SNB) die wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen dem Staat. Die SNB hält den bereits geltenden Minuszins bei 0.75 %, erhöhte für die Banken aber die Freigrenze für Minuszinsen und forderte diese auf, grosszügig Kredite zu sprechen oder zu verlängern. Gleichzeitig interveniert sie weiterhin am Devisenmarkt, um eine übermässige Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern. In der letzten Woche des Monats März hat sie dafür rund CHF 12 Mrd. eingesetzt. Der Bundesrat beschloss seinerseits in einem bemerkenswerten Massnahmenpaket die 100% Verbürgung von Krediten bis CHF bis 500‘000.–, die Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung und die Einführung von Taggeldern für von Erwerbsbeschränkungen betroffene selbständig Erwerbende. 

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Aktienmärkte

Die globalen Aktienmärkte starteten unbeschwert ins neue Jahr und konnten bis im Februar teilweise neue Rekordhöchststände erzielen. Dann änderte sich die Stimmung abrupt und es kam im Zuge der Coronakrise zu Panikreaktionen an den Märkten. Zum Beispiel verzeichnete der US-Aktienmarkt Mitte März den grössten Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag von 1987. Die Aktienmärkte erlitten im März die schnellste Aktienbaisse (Verlust von über 20 %) ihrer Geschichte. Nicht mal in der Finanzkrise kam es zu solch heftigen Kursrückschlägen. Die Panik wird auch dadurch illustriert, dass es sogar bei den eigentlich krisensicheren Anlageklassen wie Staatsanleihen oder Gold zu einem Ausverkauf kam. Die Investoren wollten offensichtlich alles verkaufen, um möglichst rasch an frische Liquidität zu kommen.
Die Korrektur an den Aktienmärkten war aber nicht nur eine reine Panikreaktion, sondern hängt auch mit der erwarteten konjunkturellen Entwicklung in den nächsten Monaten zusammen. Es liegt auf der Hand, dass der in vielen Teilen der Welt notwendige wirtschaftliche Stillstand zu Einkommensausfällen, Arbeitslosigkeit und Konkursen führen wird, trotz umfangreicher Hilfspakete. Daher erwarten Marktbeobachter eine massive, aber hoffentlich kurze Rezession.

Entscheidend für die Erholung der Aktienmärkte wird der weitere Verlauf der Ausbreitung des Virus sein. Nachdem in Asien die Ausbreitung gebremst werden konnte, schürt dies die Hoffnung, dass auch in anderen Teilen der Welt mit rigorosen Massnahmen eine Eindämmung möglich ist. Ab dem Zeitpunkt, wo die Anzahl der Neuinfektionen spürbar zurückgeht, werden auch die Aktienmärkte, vermutlich sehr schnell positiv reagieren. Dies obwohl die Wirtschaftsdaten in den folgenden Wochen und Monaten noch historisch schlecht ausfallen werden. Zudem dürfte auch die Hoffnung überwiegen, dass mit den umfangreichen Paketen der Staaten und Notenbanken die Rezession abgemildert wird und gegen Ende des Jahres sogar ein neuer Aufschwung einsetzen könnte.

Die generell eher defensive Ausrichtung unserer Portfolios und die hohen Liquiditäten haben uns in diesem schwierigen Quartal geholfen, den Schaden einigermassen einzugrenzen. Gleichzeitig sind wir auch wieder positioniert, die tieferen Kurse für selektive Käufe zu nutzen. Bisher waren wir noch zurückhaltend, da wir die Unsicherheiten noch als (zu) gross erachteten. Gerade in den USA dürfte sich die Lage weiter zuspitzen. Aufgrund des schlecht vorbereiteten Gesundheitssystems und in Anbetracht, dass viele Amerikaner nicht krankenversichert sind und sich daher erst sehr spät in den Gesundheitszentren melden werden, ist damit zu rechnen, dass die grossen US-Ballungsräume massiv getroffen werden. Es ist leider zu befürchten, dass die Bilder aus den USA in den nächsten Wochen ähnlich dramatisch wie diejenigen aus Italien ausfallen werden. Solch eine Situation könnte die Regierung noch zu rigoroseren Massnahmen bewegen und die Investoren negativ überraschen. 

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Chartübersicht

Swiss Market Index (SMI) / Swiss Market Index Mid (SMIM) / DJ Euro Stoxx 50(ESTX50) / Standard&Poors 500 (S&P500) je in Lokalwährung

 

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