Finanzmärkte Schweiz und International
Im Blickpunkt
Zinsrückgang
Noch gegen Ende 2018 erwarteten einige Marktbeobachter, dass es in den USA im Laufe von 2019 zu weiteren Leitzinserhöhungen kommen würde. Sogar in Europa war vereinzelt auf eine erste Erhöhung seit langer Zeit spekuliert worden.
Allerdings zeigte sich bald, dass sich die wirtschaftliche Situation aufgrund verschiedener Unsicherheitsfaktoren schwächer entwickeln wird, wie bis dahin erwartet. Die amerikanische Notenbank (FED) setzte daher ihren Zinserhöhungszyklus vorerst aus. An ihrer letzten Sitzung im Juni beliess das FED den Leitzins zwar unverändert, aber im Kommentar wurden sogar mögliche Zinssenkungen im laufenden Jahr angedeutet. Daher erwartet der Markt nunmehr zwei Senkungen im Juli und September von je 0.25 %. Auch im kommenden Jahr könnte es zu weiteren Reduktionen kommen.
Bekanntlich ist die konjunkturelle Lage in Europa nicht gerade erfreulich. Daher war es auch keine Überraschung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen bis Ende 2019 unverändert belassen wollte. Nach jüngstem Beschluss vom 6. Juni ist nun sogar bis Mitte 2020 mit keinen Anpassungen zu rechnen. Auch eine weitere Senkung des bereits im Minus liegenden Leitzinses wird nun erwogen und die EZB ist bei einer weiteren Eintrübung der Konjunktur bereit, entschieden zu handeln.
Aufgrund der vorgenannten Faktoren liegt es auf der Hand, dass sich die Renditen der 10jährigen Staatsanleihen in den letzten Wochen deutlich nach unten bewegt haben. Bei der 10jährigen deutschen Bundesanleihe wurde sogar ein neuer Rekordtiefstwert verzeichnet. Aber auch in anderen Regionen liegen wir nicht mehr viel über den Rekordwerten von anfangs 2016 und ein Test dieser Marken in den nächsten Wochen ist durchaus möglich. Inzwischen notieren weltweit Obligationen mit einem Totalvolumen von USD 13‘000 Mrd. im Minus! Festverzinsliche Anlagen sind daher bis auf weiteres kein Thema.
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Marktkommentar
USA
Die amerikanische Wirtschaft sendet gemischte Signale aus. Überraschend gute Zahlen werden immer wieder durch schlechtere Daten relativiert. Daher hat sich das FED auch zu ihrer geldpolitischen Kursänderung entschlossen. Dazu kommen auch noch die politischen Unsicherheitsfaktoren wie der Ausgang im Handelskonflikt mit China oder die jüngsten, schärfer werdenden verbalen Scharmützel mit dem Iran.
Die amerikanischen Indices zeigten sich vorerst wenig beeindruckt und so konnte z.B. der S&P500-Index ein neues Rekordhoch verzeichnen. Für weitere Bewegung werden dann die Halbjahresrapporte der Unternehmen sorgen. Nicht wenige Marktbeobachter rechnen hier eher mit enttäuschenden Nachrichten.
EU
Ein Sinnbild für die kriselnde europäische Wirtschaft ist Deutschland. Die deutsche Industrieproduktion nimmt laufend ab und die Exporte sind beispielsweise im April förmlich eingebrochen. Bemerkenswert ist dabei, dass besonders die Exporte in anderen EU-Länder deutlich zurückgegangen sind. Es scheint, dass der Aussenhandel des grössten EU-Landes nicht aus seinem Jammertal kommt und nur ein schwaches Wachstum für 2019 er-wartet werden darf. Umso verständlicher sind die jüngsten Aussagen und Massnahmen der EZB. Allenfalls könnte die Neubesetzung der wichtigsten Spitzenämter in Brüssel wie auch des EZB-Präsidenten für Unruhe oder Unsicherheiten über die zukünftige Politik sorgen. Weitere Bewegung in Sachen Brexit verspricht auch der neue Premierminister Grossbritanniens.
Schweiz
Die Schweizer Industrie zeigte sich deutlich dynamischer und widerstandsfähiger wie in Europa. Dank einer soliden Inland-, aber auch Auslandnachfrage wuchs die Wirtschaft im 1. Quartal kräftig. Ein starker privater Konsum, aber auch eine florierende Exportwirtschaft trugen zur erfreulichen Entwicklung bei. Jedoch lassen die ersten schwächeren Indikatoren eine weniger robuste Entwicklung im 2. Quartal erwarten.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) setzt denn auch auf Kontinuität und ändert nichts am bisherigen geldpolitischen Kurs. Einzig ein neuer Leitzins wird eingeführt, der aber auf dem gleichen Niveau von -0.75 % liegt wie bisher. Die SNB erklärte sich bereit, auch weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren, hat sich doch der CHF zum EUR in den letzten Wochen wieder aufgewertet. Mit einer Leitzinsänderung ist aber in den kommenden Monaten nicht zu rechnen.
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Chartübersicht
Swiss Market Index (SMI) / Swiss Market Index Mid (SMIM) / DJ Euro Stoxx 50(ESTX50) / Standard&Poors 500 (S&P500) je in Lokalwährung