Finanzmärkte Schweiz und International
USA
Die Wirtschaftsentwicklung in den USA war im 3. Quartal 2023 weiterhin recht robust. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor ausgetrocknet und sorgt für steigende Lohnkosten. Wenige Wirtschaftsindikatoren deuten auf eine leichte Abschwächung hin.
Nach dem Jahrestiefststand im Juni beschleunigte sich die Inflationsrate wieder und lag zuletzt bei 3.7 %. Der Abwärtstrend scheint vorerst gebremst worden zu sein. Trotzdem entschied sich die amerikanische Notenbank (FED) den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr unverändert bei 5.25 % bis 5.50 % zu belassen. Allerdings schloss sie eine nochmalige spätere Erhöhung in diesem Jahr nicht aus. Dies dürfte aber die letzte in diesem Erhöhungszyklus gewesen sein.
Nachdem die Wirtschaftsentwicklung in Europa und in China nach unten zeigt, könnte sich auch die US-Wirtschaft weiter abschwächen. Daher scheinen erste Zinssenkungen im nächsten Jahr möglich. Allerdings gehen wir im Gegensatz zu einigen Marktteilnehmern nicht davon aus, dass dies bereits im 1. Quartal 2024 der Fall sein wird.
EU
Die europäische Wachstumsschwäche setzte sich auch im 2. Quartal fort. Das EU-Bruttoinlandprodukt stieg nur noch um 0.5 %. Einige EU-Länder wie Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Österreich oder Schweden verzeichneten sogar Rückgänge und befinden sich in einer technischen Rezession. Die meisten Marktbeobachter erwarten bis Ende Jahr keine nachhaltige Aufhellung, sondern gehen eher von einer weiteren Abschwächung aus. In Deutschland rechnen Konjunkturforscher für 2023 sogar mit einem BIP-Rückgang von 0.6 %.
Die Inflationsrate hat sich von ihrem Höchststand im Oktober 2022 mit 10.6 % kontinuierlich abgeschwächt und lag zuletzt bei 4.3 %. Nachdem dieser Wert immer noch deutlich über der von der Europäischen Zentralbank (EZB) definierten Marke von 2 % liegt, hat sie an ihrer letzten Sitzung den Leitzins zum zehnten Mal in Folge auf 4.5 % erhöht. Angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung dürfte dies jedoch die letzte Erhöhung gewesen sein. Aufgrund der hartnäckigen Inflation ist aber nicht mit einer baldigen Senkung zu rechnen.
Schweiz
Die exportlastige Schweizer Wirtschaft bekommt die Schwäche der ausländischen Märkte zu spüren, so dass das BIP im 2. Quartal nur noch stagnierte. Besonders der konjunkturabhängige Industriesektor bekundet zunehmend grosse Mühe und war eine Belastung. Trotzdem sollte die Schweiz für 2023 noch ein positives Wachstum ausweisen können.
Die schwachen Konjunktursignale veranlassten die Schweizerische Nationalbank (SNB) an ihrer letzten Sitzung, den Leitzins unverändert bei 1.75 % zu belassen. Obwohl die aktuelle Inflationsrate bei 1.6 % und damit innerhalb der Zielmarke liegt, kam dies für die meisten Ökonomen überraschend. Aufgrund sich abzeichnender Preissteigerungen im Strom- und Mietmarkt war im Vorfeld eigentlich eine Erhöhung erwartet worden. Obwohl die SNB eine Erhöhung zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschloss, gehen die Marktteilnehmer von einem gleichbleibenden Leitzins für längere Zeit aus. Devisenverkäufe zur Stärkung des Schweizer Frankens werden weiter fortgeführt.
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Aktienmärkte
Im Juli konnten die Aktienmärkte aufgrund aufkommender Zinssenkungsphantasien zulegen. Allerdings mussten die Anleger bald feststellen, dass diese verfrüht waren und die Leitzinsen nicht so bald sinken werden. Schwächere Wirtschaftsdaten und ein wieder stärkerer Ölpreis sorgten im Laufe des 3. Quartals für Verunsicherung und sinkende Kurse. Einmal mehr zeigte sich der historisch schwächste Börsenmonat des Jahres, der September, von seiner schwachen Seite.
Die Halbjahresberichte der Unternehmen vielen zum grössten Teil gut aus. Trotzdem wurde gerade in zyklischen Branchen vor einem bevorstehenden Abschwung gewarnt und die Erwartungen gedämpft. Für Schweizer Unternehmen schlug der starke Schweizer Franken zusätzlich negativ zu Buche.
Die kommenden Wochen dürften weiter holprig bleiben bis sich eine klarere Tendenz bei der Wirtschaftsentwicklung abzeichnet. Dabei werden die Kommentare der Unternehmen anlässlich der 3. Quartalszahlen einen weiteren Anhaltspunkt liefern. Ebenfalls werden die Anleger auch auf die Preisentwicklung bei den Energierohstoffen mit den bevorstehenden kälteren Herbsttagen schauen, da ein Anstieg den Rückgang der Inflationsraten wieder bremsen würde.
Trotz dieser negativen Faktoren sind wir der Meinung, dass sich die Anleger gegen Ende Jahr bereits für eine erste Zinssenkung in den USA positionieren und für steigende Kurse sorgen könnten.
Der Schweizer Aktienmarkt musste im 3. Quartal einen Rückgang verzeichnen. Im Fall des eher defensiv zusammengesetzten Swiss Market Index (SMI) hielt sich der Rückschlag aber noch einigermassen in Grenzen. Zu den Gewinnern seit anfangs Jahr gehören ABB, Alcon, Holcim, Kühne+Nagel, Logitech, Novartis, Partners Group, Swiss Life und UBS, welche alle über 10 % und mehr zulegen konnten. Bei den Verlieren waren Lonza, Nestlé, Richemont, Roche, Sonova und Zürich Versicherung zu finden. Alle übrigen Werte lagen einstellig im Plus.
Einen grösseren Rückschlag im 3. Quartal musste der Swiss Market Index Mid (SMIM) hinnehmen und lag nur noch ganz knapp über dem Jahresanfangsstand. Die Konjunktursorgen waren für diesen in der Zusammensetzung eher zyklisch ausgerichteten Index eine Belastung. Bei den grössten Verlieren waren AMS, Bachem, Barry Callebaut, Meyer Burger und Tecan zu finden, welche 15 % und mehr einbüssten. Dafür lagen Adecco, BKW, Flughafen Zürich, Helvetia, Straumann, Temenos und VAT seit Jahresanfang immer noch mit über 15 % im Plus. Belimo, Ems-Chemie und Galenica waren einstellig im Minus, während Lindt&Sprüngli rund 7% höher notierte.
Die europäischen Aktienmärkte schwächten sich deutlich ab und liegen inzwischen seit Jahresanfang nur noch einstellig im Plus. Die schwachen Wirtschaftsdaten und die zyklische Zusammensetzung der Indices veranlasste die Investoren Gewinne sicherzustellen. Daher büssten beispielsweise LVMH von ihrem Höchst-stand deutlich ein, notieren seit Jahresanfang immer noch leicht im Plus. Hermès, l’Oréal und Schneider Electric sind dagegen über 15 % im Plus.
Die US-Aktienmärkte werden nur von wenigen Technologiewerten gestützt. Das viel beachtete Thema um die künstliche Intelligenz sorgte insbesondere in den Sommermonaten für deutlich steigende Kurse. So konnte auch unsere Technologieanlage rund 40 % zulegen. Aufgrund des starken Anstiegs reduzierten wir unser Übergewicht wieder und nahmen Gewinne mit. Auch der Tracker auf den breiten S&P500-Index stieg um gut 12 %.
Nach wie vor leidet die chinesische Wirtschaft unter der hohen Privatverschuldung und die Stützungsmassnahmen der Regierung verpuffen. Zudem droht mit dem Kollaps der grössten Immobilienfirma Evergrande ein nächster Belastungstest. Daher ist es wenig erstaunlich, dass auch unsere China-Anlage rund 18 % eingebüsst hat.
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Chartübersicht
Swiss Market Index (SMI) / Swiss Market Index Mid (SMIM) / DJ Euro Stoxx 50(ESTX50) / Standard&Poors 500 (S+P500) je in Lokalwährung